Psychopathologie: sucht Antwort auf die Frage, warum Menschen sich auf ungewöhnliche, bizarre und selbstzerstörerische Weise verhalten
Probleme bei der Beschäftigung mit klinischer Psychologie
keine der Definitionen abweichenden Verhaltens ist völlig angemessen
Bestimmung der Verteilung bestimmter Eigenschaften in der Gesamtpopulation Mensch ist dann normal, wenn er oder sie bezüglich der Ausprägung eines bestimmten Merkmals / Verhaltensmusters nicht gravierend vom Durchschnitt abweicht
Kritik: abnormes Verhalten ist meist selten, aber: Ausnahmetalente, z.B. in der Leichtathletik auch, sagt nicht aus, welches seltene Verhalten Gegenstand psychopathologischer Forschung sein sollte
explizites Kriterium bei der Diagnose geistiger Behinderung
abweichendes Verhalten entspricht all dem, das die sozialen Normen verletzt und die beobachtenden bedroht und ängstigt
Kritik: Normalität = relativer Begriff: kulturelle Unterschiede beeinflussen Wahrnehmung sozialer Normen
gleichzeitig zu eng und zu weit: schließt z.B. hoch Ängstlichen aus, beinhaltet z.B. Kriminelle, Prostituierte
Menschen gelten dann als abweichend, wenn ihr Verhalten ihnen selbst quälendes Leid bringt
Kritik: einige Störungen verursachen kein akutes Leiden, z.B. Psychopathie, Leid wird auch von Hunger und Durst etc. verursacht
Leid ist subjektiv
Individuum ist nicht in der Lage, bestimmtes Ziel wegen des abweichenden Verhaltens zu verfolgen, z.B. Substanzmißbrauch
Kritik: läßt sich nicht auf alle Störungen anwenden, z.B. Transvestitimus
manche solcher Störungen sind nicht Teil der Klinischen Psychologie, z.B. geringe Körpergröße
schädliche Dysfunktion = Versagen einer natürlichen Funktion einer Struktur / eines Mechanismus in der Person, die dem Betreffenden Schaden zufügt, z.B. Phobien
aber: wozu ist Mensch konstruiert, worin bestehen die Normalzustände ?
abweichendes Verhalten tritt unerwartet auf: Angststörung dann vorhanden, wenn Angst in einem Mißverhältnis zur Situation steht
Klinischer Psychologe: Diplom in Psychologie, weiterbildendes Studium
Psychiater: Mediziner, Facharzt für Psychiatrie
Psychopharmaka: chemische Substanzen, die Verhalten und Gefühle von Menschen verändern
Psychoanalytiker: spezifische Ausbildung an psychoanalytischem Institut
Psychopathologe: betreibt Forschung zu Ursache und Entwicklung von psychischen Störungen
Lehre, daß teilweise oder ganz autonomes böses Wesen, z.B. Teufel, sich in einer Person aufhält und ihren Geist / Körper beherrscht
Therapie: Körper soll für Teufel unbewohnbar gemacht werden, z.B. durch Nahrungsentzug
Hippokrates: erster Vertreter der somatogenetischen Hypothese zur Erklärung gestörten Verhaltens
Somatogenese: mit dem Körper ist etwas nicht in Ordnung, das stört Denken und Handeln
Psychogenese: etwas ist auf psychische Ursachen zurückzuführen
drei Kategorien psychischer Störungen (nach Hippokrates): Manie, Melancholie, Gehirnfieber (Phrenitis)
vier Säfte: Blut, schwarze Galle, gelbe Galle, Schleim (Phlegma) Ungleichgewicht = Krankheit
Klöster kümmerten sich um Kranke, kaum mehr Forschung
verlor jemand plötzlich den Verstand, hatte der Teufel von ihm Besitz ergriffen mußte mit Hilfe des Scheiterhaufens ausgetrieben werden
viele Zeichen für Hexentum u.U. Anzeichen von Psychosen oder körperlichen Krankheiten
15. und 16. Jahrhundert: Unterbringung der psychisch Kranken in Hospitälern
Behandlung: sollen arbeiten
1243: Priory of St. Mary of Bethlehem (London): erbärmliche Verhältnisse
1784: Irrenturm in Wien
1773: erstes amerikanisches Hospital für Geisteskranke (Williamsburg, Virginia)
Benjamin Rush (1745-1813): Vater der amerikanischen Psychiatrie, Ursache für psychische Störungen = übermäßiger Blutandrang im Gehirn Behandlung: Blutabnahme
viele Irre können angeblich geheilt werden , wenn man sie in Angst und Schrecken versetzt
Philippe Pinel (1745-1826): menschliche Behandlung von Asylinsassen, Geisteskranke sind ganz normale Menschen, denen man mit Mitleid und Verständnis begegnen muß, schwerwiegende persönliche / soziale Probleme hätten ihnen den Verstand geraubt, zu klarem Bewußtsein kommen sie durch tröstlichen Zuspruch und sinnvolle Tätigkeit
aber: menschlichere Behandlung war oberen Klassen vorbehalten
William Tuke (1732-1822): York Retreat
moralische Behandlung Geisteskranker: enger Kontakt der Wärter zu den Patienten, individuelle Zuwendung, aber: weniger als ein Drittel der Patienten als geheilt entlassen
Thomas Sydenham (1624-1689): empirischer Ansatz bei Klassifikation und Diagnose
Wilhelm Griesinger
Nachfolger: Emil Kraepelin (1856-1926)
Identifikation von Syndromen = bestimmte Gruppe von Symptomen, die häufig mit einer bestimmten Geisteskrankheit einhergeht, zwei Hauptgruppen schwerer psychischer Krankheiten: Dementia praecox (Schizophrenie, Ursache: chemisches Ungleichgewicht), manisch-depressive Psychose (Ursache: Stoffwechselstörung)
Entdeckung degenerativer Veränderungen der Gehirnzellen bei senilen und präsenilen Psychosen
Entdeckung typischer struktureller Pathologien bei Oligophrenien
Wichtiger Schritt: Entdeckung der Natur und Ursache der Syphilis (verursacht Größenwahn und progressive Paralyse)
Suche nach somatische Ursachen beherrschte Psychiatrie bis weit in 20. Jahrhundert
Frankreich, Österreich: psychogenetische Auffassungen: Ursache der Geisteskrankheiten sind psychische Funktionsstörungen
Franz Anton Mesmer (1734-1815): hysterische Störungen sind durch bestimmte Verteilung eines universellen magnetischen Fluidums im Körper verursacht Mesmerisieren (Hypnose)
Jean Martin Charcot (1825-1893): Untersuchung hysterischer Zustände
Pierre Janet (1859-1947): bei Hysterie löst sich ein Teil des organisierten Systems der Gedanken, Emotionen und Empfindungen von den übrigen ab, Grund ist eine Schwäche des Nervensystems
Joseph Breuer (1842-1925): hypnotisierte seine Patientin Anna O.
Hypnose hatte angeblich heilende Wirkung, Durchleben der früheren emotionalen Katastrophe führt zu Lösung der emotionalen Spannung = Katharsis
Es können nur für solche Beobachtungen Instrumente entwickelt werden, von denen Wissenschaftler bereits irgendeine Vorstellung haben
Einstein: Die Theorie entscheidet darüber, was wir beobachten können.
Wissenschaft ist kein völlig objektives und sicheres Unterfangen
in wissenschaftliche Untersuchungen gehen subjektive Faktoren, Grenzen unserer Wahrnehmung mit ein
Paradigma (nach Kuhn): begrifflicher Rahmen oder Ansatz, in dem ein Forscher arbeitet, begrenzte Zahl von grundlegenden Annahmen, die ein bestimmtes Universum wissenschaftlicher Fragestellungen beschreiben
Paradigmen legen sowohl Art der Konzepte fest, die als legitim angesehen werden, als auch die verwendeten Methoden zu Datensammlung und Dateninterpretation
Experiment von Langer und Abelson (1974): Psychopathologie liegt im Auge des Betrachters